FRAUENRÄUME
Wachskreide auf Papier, 2004/2005
100-teilig
Grösse: 280 x 100 cm
Text: Bettina Staub, Kunsthistorikerin, 2006
Die vielteilige Serie, die den Titel «Frauenräume» trägt, ist eine eigentliche Synthese von Karin Meiers künstlerischem Schaffen. Sie verbindet die Dreiteilung der Farbfeldmalereien und die Überlagerung von Bedeutungsebenen mit einer ausgeprägt dekorativen Auffassung, die uns unmittelbar an Textildesign, und damit an die erste Ausbildung der Künstlerin erinnert. Jedes der insgesamt hundert Blätter ist ähnlich aufgebaut. Auf einen Hintergrund aus drei leuchtenden Flächen – eine einfarbige und zwei gemusterte – sind aus Zeitschriften ausgeschnittene Augenpaare von weiblichen Fotomodellen aufgeklebt. Zu jedem Augenpaar entwickelte die Künstlerin eine entsprechende Körperhaltung. Wie schon bei den «Santi» sind die Körper eingewickelt in schwarze Gewänder, Gewänder, welche die Frauen gleichermassen schützen wie in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken. Individualität offenbart sich einzig in den Augenpaaren und im dekorativen Hintergrund, dessen unterschiedliche Muster wiederum aus Schichten aufgebaut oder herausgekratzt sind.
Dass sich in der Serie tatsächlich mehrere Bedeutungsebenen überlagern, zeigt, dass die Firma Jakob Schlaepfer St. Gallen einen «Frauenraum» als Textilentwurf in Grossformat auf edlen Seidenchiffon gedruckt und an zwei Couturiers aus dem Mittleren Osten verkauft hat.